Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Mittwoch, 29. Juni 2011

98,6° Fahrenheit – Zeit für Unfug




Erstmal das längst überfällige Vidscho vom Wellenhuhn. Schnegge verhält sich darauf, wie eine normale Frau. Die tut nur schüchtern, hat aber Blut geleckt und bleibt bei mir. Die haut einfach nicht ab. Keine Chance. Der guten Frau gewähre ich den lieben, langen Tag Freiflug, wie es sich gehört. Den lieben langen Tag, auch Nachts, halte ich die Fenster für Paradiesvögel offen. Sie könnte also, wenn sie denn wollte, sang- und klanglos verschwinden, wie es sich auch gehört und sich eventuell einer Katze hingeben. Genug davon lungern ja im Garten herum. Aber die Kirsche denkt gar nicht daran und hält stur die Stellung. Mistvieh.


Von meinem Profi-Einkäufer gibts nix neues. Wie gehabt – eine Hand an der Kippe, die andere am Steuer, beobachtet er aufmerksam den Verkehr. Nur der Fußgängerüberweg ist ein anderer. Der Knabe könnte übrigens mit seiner Barttracht in jedem kaiserlich-österreich-ungarischen Film mitspielen. Als Kaiser persönlich oder als sein Hauptoberförster. Herrlich dieser Anblick. Da buddeln die Archäologen wie die Blöden nach Fossilien, dabei laufen die hier in DD-Cotta über die Straße. Wenn der – sagen wir jeden Morgen 9.00 Uhr – die Straße quert, könnte man eine Touristenattraktion daraus machen und Reisegruppen herlotsen. Oder wir gießen den Knaben in Bronze und verkaufen das Denkmal dem Edeka. Da ist noch alles offen.


Mein Wackelaugenkaktus hält seine Jahresruhe. Vor Ostern 2012 macht der die Augen nicht wieder auf. Um diese Jahreszeit wird er nur heilig. Er blüht still vor sich hin und lockt Bienchen an. Das erinnert mich irgendwie an was.


Genau. Nein, nicht direkt an verlassene Kinderwagen, aber so ungefähr. Vorher. Ach egal. Jedenfalls müssen die Eltern des Kindes, dem dieser Wagen gehört, einen mächtigen Treffer weg gehabt haben. Oder die waren auf der Flucht. K. A. Hoffentlich haben sie ihr Kind nicht auch irgendwo vergessen. Im Lidl womöglich. Das wäre hart für das Kleine, denn Sonntags macht der Laden zu.


Wenn das Haus in dem ich wohne mal zusammenfällt oder aus anderen Gründen unbewohnbar wird, habe ich schon eine Alternative gefunden. Bei dem Klingelschild brauche ich mir die Wohnungen gar nicht erst angucken. Das paßt schon. *g*


Das war glaube ich zum Kirchentag. Ein schönes Bild. Mit ihren Kuscheltieren bewaffnet, könnte man meinen, die sind beim Bund oder nach Wacken unterwegs. Oder beides.


Der fährt nicht nach Wacken sondern wahrscheinlich auf eine LPG im Osten. Zumindest muß der Fahrer dieses LKWs Landmaschinen- und Traktorenschlosser in der DDR gelernt haben. Den ihr Ersatzteillager in der MTS bestand ja nur aus einer Rolle Draht. Allerdings war das damals nur Weidedraht. Wenn die alle war, war auch die Ernte vorbei. Im Winter hatten sie dann genug Zeit, um sich neue Motoren zu feilen.


Gut, die Parole wurde in einem etwas unbekümmerten Deutsch verfaßt, aber der gute Wille ist erkennbar und manchmal reicht eben auch eine kleine, liebgemeinte Geste. Darüber befindet sich die freie, linksautonome Ausleih- und Kopierstation um entsprechende Aktionen musikalisch untermalen zu können. Wie man sieht, wird sie gut genutzt. Was nur Insider wie ich wissen ist, daß sich auf der CD ganz rechts eine modifizierte Form des Stuxnet-Wurms befindet. Man muß ihn nur aktivieren – Username: PENGuin, Paßwort: perfect World – und ihn die IP- oder Webadresse von dem Laden geben, den man lahmlegen möchte. Das Programm wurmt sich dann dort ein und erkennt selbständig, was sich machen läßt. Allerdings sollte man dann seinen eigenen Rechner schleunigst vom Netz trennen. Nach getaner Arbeit will der Wurm wieder nach Hause. Ein Bug, der noch behoben werden muß.


Der Kobold ist gerade dabei den Designpreis 2011 für Kindertelefone abzuräumen. Auf so etwas funktionales und unkonventionelles kommen die Kreativlinge aus der einschlägig bekannten Branche natürlich nicht. Da studieren die Herren und Damen bis zur Profilneurose im Endstadium und was kommt bestenfalls dabei raus? Ein rechteckiges Nichtssag, was der Fernbedienung für die Glotze zum verwechseln ähnlich ist. Was habe ich mit der schon angerufen ... Egal. Des Kobolds Wunderwerk ist prägnant und unverwechselbar. So sollte Industriedesign auch sein.


Hier mußte ich natürlich sofort präzise und überlegt handeln. Der Heini im Erdgeschoß war ersteinmal völlig verdattert, als ich bei ihm Sturm klingelte und ihn davon in Kenntnis setzte, das sich jemand über ihn aus dem Fenster stürzen will. Ich dachte schon, er wäre mit dieser Situation völlig überfordert – immerhin sah der aus wie ein Sozialpädagoge – aber nein, er griff ohne Rückfrage und ähnliche Fisimatenten zum Telefon und alarmierte die Polizei, die Feuerwehr, den Krankenwagen und seine Mutti. Damit sah ich meine Aufgabe als erledigt an und verkrümelte mich. Erstens kann ich kein Blut – mein eigenes – sehen und zweitens hatte ich vergessen, zu Hause das Bügeleisen auszumachen.



Komisch. Jetzt hängen dort im Viertel überall diese Plakate. So ganz unähnlich sieht mir das darauf abgebildete Konterfei nicht. Gut, wenn man bedenkt, daß der Heini mich nur ganz kurz gesehen hat, kann man das Werk als gelungen betrachten. Aber eine öffentliche Danksagung sieht anders aus. Da werde ich wohl sicherheitshalber meine Kreise woanders ziehen, auch wenn ich nie erfahren werde, was der Knabe von mir will.


Was haben wir noch? Ach ja, es stimmt schon: Man sieht sich im Leben immer zweimal. (Ach, du Sch...!!!) Auch wenn die letzte Begegnung fast 40 Jahre her ist. (Dann wäre der Heini schon jenseits jeglichen Erinnerungsvermögens ...) Meine zwei Kuscheltiere haben ihren Weg zu mir zurück gefunden. Freude. Aber wer sein frühkindliches Leid, seinen Schmerz aber auch seine Freude, mit zwei Gesellen aus Hartplaste geteilt hat, der geht, so wie ich, dem Leben vorbereitet und gestählt entgegen. Außen eine eherne, rauhe Schale und innen ein weicher Keks – daß ist das Material aus dem Kämpfer geformt werden. Hartgesottene Naturburschen die ohne ihre Kuscheltiere aus steifen Polyäthylen – ihren Fels in der Brandung – in den Wogen des Lebens hoffnungslos untergehen würden. Ich danke Euch! Ohne Euch wäre wohl nix aus mir geworden.

5 Kommentare:

  1. Toll, danke blogspot! Ein ellenlanger Kommentar, einfach weg, Ihre Anfrage konnte nicht bearbeitet werden. Nun muss ich aber gleich los, die Zeit ist kurz. Also erstmal nur das wichtigste: Schnegge ist ein Prachttier und eine Onkelschaft umspült mein Herz mit Wärme!
    So, muss los... bispäda

    AntwortenLöschen
  2. Das ist mir letztens auch passiert. Ich war den Tränen nahe, weil ich den Text nicht, wie sonst, in die Zwischenablage gejagt habe. Alles Futsch. Dachte ich. Aber nein, todesmutig habe ich die Meldung ignoriert und irgendwo draufgedrückt und siehe da: Alles in bester Ordnung. bis denne.

    AntwortenLöschen
  3. Mach dir mal um das Kind keine sorgen, am Sonntag sturmfrei bei lidl ist nicht das Schlechteste ... zumindest wird es nicht verhungern oder verdursten ... und zum Spielen gibbs ja auch genuch!

    AntwortenLöschen
  4. Stimmt. Vielleicht hätte ich mir eher um den Lidl Sorgen machen müssen, als um das Kind. Naja, es ist ja nix passiert.

    AntwortenLöschen
  5. Muss los... ;o) Grüß den gelben Albatros von mir!!!

    AntwortenLöschen