Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Montag, 24. Juni 2013

Spaß mit Handwerkern


Episode 1

»Wo ist denn ihr alter Temperaturfühler?«

Wer?

»Ihr Temperaturfühler! Der von der alten Heizung.«

Was für ein Ding? Meint der das Teil in der Stube, was die Temperatur mißt und von dem aus sich die Heizung steuern bzw. regeln läßt?

»Innen? Der ist in der Stube? Nein, das kann nicht sein, der muß außen sein! An der Außenwand.«

So etwas haben wir nicht. Wozu auch? Wenn ich wissen will, wie kalt es draußen ist, schaue ich auf das Thermometer außen am Fenster. Das mißt auch die Temperatur und fühlt sie nicht bloß.

»Nein, ich meine den Temperaturfühler! Den von der alten Heizung! Der muß ausgetauscht werden. Da muß der Neue hin. Ich frage mal den Vermieter, ob der was weiß.«

Viel Spaß. Der weiß auch nichts, weil wir so etwas schlicht nicht haben.

»Der weiß auch nichts! Das ist nicht zu fassen. Aber von hier geht auch nur eine Leitung in die Stube ab. Die haben den Temperaturfühler tatsächlich innen! Das gibts nicht!«

Gibt es doch! Bei uns! Unsere Heizung heizt innen und nicht außen. Deswegen ist das Teil auch innen! Und es mißt die Temperatur und fühlt sie nicht nur!

»Der neue Temperaturfühler für außen mißt die Temperatur auch und fühlt sie nicht. Der heißt nur so!«

Und was macht die neue Heizung wirklich? Heizt die oder heißt die nur so?

»Die macht sogar Warmwasser. Da hat der Vermieter sich nicht lumpen lassen. Das ist eine ganz feine Sache, die ich ihnen hier einbaue.«

Aber warum muß die Heizung wissen, wie kalt es draußen ist und nicht innen? Mißt die drinnen auch die Temperatur oder fühlt die nur, ob sie heizen muß?

»Also, so einfach können sie sich das nicht machen. Der Temperaturfühler mißt nämlich den Steilwinkel!«

Den was?

»Den Steilwinkel! Das geht nur, wenn der Temperaturfühler außen ist und nicht innen!«

Was ist ein Steilwinkel? Wieso gibt es den bei einer Heizung für innen nur außen?

»Der Steilwinkel ist innen! In der Heizung. Aber der wird außen gemessen!«

Was ist der Mann von Beruf?

»Das ist nicht so einfach, ...«

Aha.

»... zum Beispiel in Genossenschaftswohnungen. Da gibt es keine Etagenheizungen. Da wird überall gleich geheizt. Egal, wie warm es ist. Es geht ja auch um Heizkostenersparnis!«

Und die haben keinen Temperaturfühler außen und damit keinen Steilwinkel innen.

»Genau! Wenn da ein Zimmer warm ist, weiß das die Heizung nicht und heizt trotzdem. So kann man keine Energie sparen.«

Aber wenn der Temperaturfühler bei uns außen ist, weiß die Heizung auch nicht, ob bei uns ein Zimmer schon warm ist und heizt trotzdem.

»Doch! Doch, doch! Durch den Steilwinkel!«

Der mißt die Temperatur innen? Und warum soll bei uns ein Zimmer schon warm sein, wenn die Heizung noch gar nicht weiß, ob sie heizen soll oder nicht?

»Nein! Innen wird nichts gemessen! Dafür haben wir den Steilwinkel! Der weiß, ob ein Zimmer schon warm ist. Dann heizt der das Zimmer nicht. Deswegen sparen sie Energie!«

Bei uns erwärmt sich kein Zimmer spontan. Wenn es so wäre, würden wir keine Heizung brauchen.

»Also noch einmal langsam: Der Steilwinkel, nein, die Heizung mißt die Temperatur außen, damit sie weiß, ob sie innen heizen muß! Das weiß die wegen des Steilwinkels.«

Ist mir egal. Ich habe jetzt die klare Aussage, daß die Heizung ihren Zweck erfüllt. Also nicht nur heizt, wenn es sein muß, warum auch immer, sondern auch warmes Wasser bereitet. Mehr muß ich nicht wissen. Schön wäre es noch, wenn ich irgendwo einstellen könnte, bei welcher Innentemperatur die Heizung in Betrieb geht und zu welcher Tageszeit. Wie bei der alten Heizung.

»Das können sie! Hier ist die Bedienungsanleitung dazu. Wenn sie mal ein bißchen Zeit haben, lesen sie sich das einmal sorgfältig durch. Da steht drin, wie sie die Heizung einstellen können.«

Seltsam. Nun kann ich anscheinend doch die Innentemperatur bestimmen, obwohl die Heizung nur außen die Temperatur mißt.

»Wie ich schon sagte: Der Steilwinkel! Der Steilwinkel macht das!«

Ich mache das und nicht der Steilwinkel! Aber erst im Herbst. Oder der Knabe selbst, wenn ihn bis dahin nicht der Steilwinkel geholt hat.

»Sehen sie? Wasser läuft! Sogar das Warmwasser! Wollen sie mal fühlen?«

Irgendetwas hält mich davon ab.

»60° C habe ich eingestellt. Das ist so die gängige Temperatur für Warmwasser.«

Sagt der Steilwinkel.

»Der auch. Aber der ist mehr für die Heizung zuständig.«

Wie dem auch sei. Feierabend. Der Mann hat sein Werk getan, der Mann kann gehen.

»Ist schon Feierabend?«

Ja, das sagt der Steilwinkel.

»Nein, ihre Uhr. Was sie bloß immer mit dem Steilwinkel haben? Ich packe mal zusammen.«

Man kann froh sein, daß der Mann kein Chirurg im hiesigen Krankenhaus ist. Dort würde er, um nach dem Skalpell zu greifen, erstmal in einem Haufen mit OP-Besteck wühlen und es wahrscheinlich erst finden, wenn der Patient schon wieder aus der Narkose erwacht. Es ist unglaublich, was man alles braucht, um eine Heizung einzubauen. In der Küche, am Tatort, kann man nicht mehr treten, der Flur ist zugestellt und auf der Treppe bis zur Haustür türmt sich irgendwas Heizungstechnisches oder schlichter Verpackungsmüll. Aber was rege ich mich auf. Der Mann hat zwei Tage hier rumgemurkst und in meinen ganz jungen Jahren sah mein Kinderzimmer auch nicht besser aus, wenn ich etwas gebastelt hatte.

»Das wird jetzt ein bißchen dauern. Aber sie können derweile schon duschen gehen. Es ist alles schon angeschlossen. Da kann nichts mehr passieren.«

Der Mann denkt mit. Bei der Hitze giert mein Körper nach dem kühlen, erfrischenden Naß. Nur einen kleinen Schönheitsfehler muß ich noch bemängeln.

»Ach, der Temperaturfühler. Naja, angeschlossen ist er. Hier an der Strippe. Das weiß ich nun auch nicht. Eigentlich muß der raus, an die Außenwand. Ob ich da ein Loch durch das Fenster bohre? Oder durch die Wand? Ich dachte, sie hätten schon einen. Da müßte ich den nur wechseln. Aber so? Da liegt er eben drin. Das müßte theoretisch auch gehen. Aber da sparen sie keine Heizkosten, weil das dann mit dem Steilwinkel nicht mehr hinhaut. Wissen sie was? Ich frage mal den Vermieter. Der muß mir sagen, wo er den hin haben will. Ich bin morgen sowieso noch mal da. Da kann ich das mit erledigen.«

Denkt er. Ich werde die Wohnungstür heute Abend nicht nur zunageln, sondern auch verschrauben. Mein Bedarf an den Ausführungen von Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateuren ist bis auf weiteres gedeckt. Das Teil tacker ich selber an. Draußen. An der Außenwand. So wahr mir der Steilwinkel helfe!

Sonntag, 2. Juni 2013

Der erste Löbtauer Wochenmarkt – ein Kurzbericht



Schade, ich hätte gern einmal die Panoramafunktion meiner Kamera voll ausgereizt, aber der erste Löbtauer Wochenmarkt am vergangenem Donnerstag, in seiner spartanischen Fülle, gab das nicht her.



Dem Org.-Büro des Veranstalters ist es nämlich gelungen, den Markt sehr übersichtlich zu halten und den Schwerpunkt auf die Kinderfreundlichkeit zu setzen. Hinter dem Verkaufsgeschehen bot eine Wiese genug Platz für deren drei Komponenten: Spiel, Spaß und Spannung. Zwar hätte das sanfte Grün auch Platz für Händler und ihre Stände geboten aber man tat gut daran darauf zu verzichten.



Die Wiese hätte unter dem Ansturm der Löbtauer Bürger ebenso gelitten, wie die Fläche mitten im Gelände des Marktes, durch die sich schon drei Stunden nach dessen Eröffnung eine Spur der Verwüstung zog. Natürlich brachten diese, eigentlich marktwidrigen, Zugeständnisse an die Lebensqualität der Besucher und Anwohner auch eine Verknappung der Angebotsvielfalt mit sich. Was ich aber nicht als nachteilig empfunden habe. Zum Einkaufen war ich beim Lebensmittelkrämer gegenüber und unter seinem Dach boten auch verschiedene Fachverkaufshändler ihr Waren feil. Was einem nicht zu verwundern vermag, ist doch die angrenzende Kesselsdorfer Straße ein El Dorado für Einkaufszentren aller Art. Das Einzige, was man vermissen könnte, sind biologische Eier und chemisch einwandfreier Honig direkt vom Erzeuger. Aber da steigt man einfach in die Straßenbahn, fährt nach Dresden und besucht einen Wochenmarkt.

Wenn ich das Anliegen der Marktinitiatoren richtig verstanden habe, geht es ihnen ja auch nicht um das Einkaufen, sondern um das Begegnen. Davon zeugten die schön auf dem Areal verstreuten und mit dem Hintergrund dezent harmonierenden Buchstaben, die den Markt plakatierten. Wenn sie nicht ein Hauch von Ökumene verströmten, dann einen von Begegnungsstätte. Der Bürger giert nach Begegnung, warum auch immer. Früher war das kein Problem sich irgendwo zu begegnen. Heutzutage braucht es dafür eine Stätte. Warum auch immer. Ich wiederhole mich. Wahrscheinlich fehlt es mir auch an Begegnung. Egal, jedenfalls scheint mir, daß der Löbtauer Wochenmarkt als solche taugt.



Der Markt selbst bot schon genug Stoff, um einen geneigtem Bürger in ein Gespräch zu verwickeln. Tobende, lustige und zu Streichen aufgelegte Kinder auch. Wenn es dem Veranstalter gelingt, den Markt an sein ursprüngliches Ziel, die Friedenskirche, zu verlegen, gibt es auch den seelischen Beistand ganz in der Nähe. Ich konnte mich dem Eindruck nicht verwehren, daß die Händler diesen dringend nötig hatten. Warum auch immer.

Fazit: Man sieht sich nächsten Donnerstag auf dem Markt. Zum Quasseln.

Um mit den Worten eines, sein Name ist mir entfallenen, Autoren bezüglich des Marktes zu schließen: »Es ist schon erstaunlich, was man mit einer Petition alles erreichen kann.« Näheres dazu verrät Onkel Google.