Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Freitag, 6. April 2012

Hausmitteilung – Es ist Ostern

Und damit wieder so ein Fest, bei dem gute, alte heidnische Bräuche vom Christentum schamlos übernommen wurden. Ich meine jetzt nicht das ans Kreuz nageln und Wiederauferstehen oder andere religiöse Riten, bei denen froh gemeuchelt wird, nein, ich möchte an die helle Seite dieser Alljährlichkeit erinnern. Früher war Ostern einfach nur ein Frühlingsfest, bei dem der Göttin Ostara (Eostrae) gehuldigt wurde. Sie war die Schirmherrin der Fruchtbarkeit und des erkeimenden Lebens, wie es diese zeitgenössische Darstellung so schön versinnbildlicht.

Daher rührt auch der Eierbrauch (altgerm.: Rührei) der bis heute Bestand hat. Das Ei als Sinnbild erwachenden Lebens wird von einem Hasen (Rammler oder ein Tier, dem man die Ohren langgezogen hat) versteckt. Das ihm bunte Eier angedichtet wurden, rührt vermutlich von der naiven Phantasie (hochdeutsch: Rührseligkeit) verschiedener Kitschpostkartenmaler (u.a. A. Hitler) her. Warum er die Keimzellen verbirgt und man sie erst suchen muß, ist unklar. Man geht davon aus, daß er seine Gründe dafür haben muß. Vielleicht will er, daß man sie von einer anderen Göttergabe, der Eierhandgranate, unterscheiden kann. Warum auch immer. Eingeführt wurde diese von Ares, dem Gott der Zerstörung aber auch des Aufbaues, zur effektiven Hasenjagd. Splitterhase mit Rührei war ja seine bevorzugte Götterspeise. Auch er ist ein Gebieter über den Frühling und so macht die Eiform des Splitterbömbchens schon wieder einen Sinn.

Wir sehen, daß das Osterfest verschiedenerlei Ursprunges ist aber den Tod und das Leben in sich vereint. Wie Schwarz und Weiß, Ying und Yang, Geburt und Leben ausröcheln und damit den ewigen Kreislauf unseres Universums darstellt, was nirgendwo so bewegend wie in der Jesusstory seinen Ausdruck findet. Verraten, verkauft und ans Kreuz genagelt, um fröhlichen Urstand zu feiern, um darauf wieder verraten, verkauft usw. zu werden. Eine Geschichte, die jeder versteht, nachvollziehen kann und derer wir heute noch still gedenken. Still deshalb, weil die katholische Kirche jede Freude an einem Fest kategorisch verbietet. Dabei erfreuten sich Hinrichtungen im Namen des Herrn früher allervorzüglichster Beliebtheit. Da hatte das Volk etwas zu gaffen und der Henker ein paar neue Stiefel. Gut, die Zeiten ändern sich. Um zu morden, verbietet man halt Kondome. Das ist nachhaltiger und damit modern. Da soll noch jemand behaupten, der Vatikan geht nicht mit der Zeit. Wohin dabei, steht in seiner Historie.

Aber geblieben ist ihr Anliegen, jedem das Fest, oder eigentlich jeden den Tag, zu versauen. Deswegen darf zum Karfreitag nicht gejubelt und getanzt werden, deswegen wird Ostara so erotisch dargestellt wie ein 250kg schwerer Klops aus Gammelfleisch, und deswegen darf der Beischlaf an diesem Tag nur unter Schmerzen vollzogen werden. Letzteres ist kein Zugeständnis an die Genossen vom BDSM-Zirkel, sondern die Projektion des eigenen Krankheitsbildes führender Flagellanten in ihre Umwelt. Ob gläubig oder nicht. Da greift das Gleichheitsgebot. Nun gut. Erfreuen wir uns noch schnell an zwei Stimmungsbildern und dann am Konterfei ...

... meines Wackelaugenkaktusses.

Wie jedes Jahr, macht er die Glubschies nur zu Ostern auf. Das es jedes Jahr immer mehr werden, ist für mich kein Grund zur Beunruhigung. Mein Fanblock wächst ja auch stetig an und dagegen sind seine 22 Köpfe (ein paar davon sind auf diesen Bild nicht zu sehen) in der Minderzahl. Das quasseln habe ich ihnen unter Androhung schwerer Kompoststrafe auch verboten. So gesehen, passt er auch gut zu Ostern. Er vermehrt sich, und hält dabei die Klappe. Als Waffe ist er übrigens auch gut geeignet. Lautlos und ohne Spuren zu hinterlassen verübt er sein Massaker. Einmal in ein Schlafzimmer gestellt, gibt es kein Entrinnen. Allerdings nur für Leute mit einer handfesten Paranoia im Oberstübchen. Die springen. Womit wir wieder beim Leben und dem Tod, also dem Osterfest wären. Die Frühlingsgötter mögen mit euch sein.

P.S.: Ein wissenschaftlichen Nachweis über die Existenz der germanischen Göttin Ostara ist nie gelungen. Auch in der nordischen Sagenwelt gibt es keinen Hinweis auf sie. Vermutlich hat es sie nie gegeben.

4 Kommentare:

  1. Frohes Fest! Langer Text. Muss frühstücken. Später weiter.

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  2. Ferdsch. Ich versuch gerade herauszufinden, wie diese kleinen Blaublüher heißen. Blaustern?

    Die Idee, Ostern nicht zu feiern ist schlichtweg bescheuert und noch nichtmal aus kirchlicher Sicht nachzuvollziehen. Da kommt der geliebte Erlöser, wenn auch leicht angefault, wieder aus der Kiste gekrochen und niemand ruft Prost oder wenigstens Hellau und entkorkt ein feines Radeberger (kaufen ältere Herren vor solchen Wochenenden immer!)?

    Andererseits, so eine verordnete Ruhe hat was, angesichts schreiender Kinder im Wald (Kinder sind was ganz feines, nur richtig viele müssen es sein) oder ständiger Handybegleitgeräusche.

    Und weil du einen jungen österreichischen Postkartenkünstler erwähntest. Hätte Stauffenberg ihm damals anstelle seines popeligen Bombenkoffers einfach den 22köpfigen Wackelaugenkaktus über die Omme gezogen... aber man kann ja nicht alles haben.

    In diesem Sinne...

    ...frohes Fest (und mach den Grill nicht zu laut)!

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  3. Keine Ahnung. Das Blauzeug wuchert im Garten ein ganzes Rondell *g* zu. Diese Wiese ist übrigens total witzig. Erst blühen da Millionen von Schneeglöckchen, dann Märzenbecher und jetzt das Blauzeug. In einem Monat ist die Wiese kahl. Da wächst nichtmal Gras.

    Die Gekreuzigten feiern eben anders. Da steigt die Party mit stiller Andacht in der Gruft. Dazu gibts Weihwasser oder was weiß ich.

    Stell dir dazu noch 22 Budjonnie-Mützen vor. Oder Panzerhauben. den Kaktus vor die Wolfsschanze gestellt und Ruhe wäre gewesen.

    Frohes Dingsda!

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