Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Montag, 3. Oktober 2011

Weiche Satan! Weiche! - der Lidl im Neustädter


Vom Nachbarblog, dem ehrenwerten Channel666 und seinen Sympathisanten, habe ich erfahren, daß es im Naherholungsgebiet, rund um den Neustädter Bahnhof, teuflisch zugehen muß. Da würden Dämonen lungern, Geister spuken, Spukgestalten herumgeistern, Lichtgestalten lichteln und allerlei Nachtvolk sein Unwesen treiben. Besonders betroffen wäre der im Bahnhof gelegene Einkaufsmarkt mit dem Vollmondlogo, nachfolgend Lidl genannt. Dort hätte der Leibhaftige seinen Hauptherd des Bösen errichtet und von dort ragen seine Krakenarme bis weit in die Stadt, an die Kehlen unbescholtener Bürger.

So weit so schlecht. Lange habe ich gezögert mich dem Unheil zu stellen. Vergeblich wartete ich, daß die Sterne für derlei nicht ungefährliche Unternehmungen günstig standen und erst heute, am Heilstag aller Deutschen, fand ich die Kraft, die ihren Ursprung tief in der heimatlichen Volkseele hat und ließ sie, wie ein Urquell, durch meine ehernen Energiezentren strömen. Wohlan! Heute mußte es gelingen! Heute würde ich dem satanischen Treiben ein Ende setzen können.


Normalerweise weiß ich solche göttliche Zeichen zu deuten und folge ihnen. Heute setze ich mich darüber hinweg, den glorreichen Sieg vor Augen und mit der Gewißheit, daß die Kraft des Herrn mich auf meinem Weg begleitet. Meine Natur privilegiert mich, auf die Unterstützung zugreifen zu können, die für das jeweilige Unternehmen am günstigsten erscheint. So bin ich nicht nur ein Formwandler, sondern ich vermag auch zwischen den Konfessionen zu wechseln. Für die heutige Mission wählte ich den Glauben mit dem Kreuz dran.


Da war er schon, der erste Wächter des Bösen. Ganz harmlos sitzt er da, aber seine wachen, forschenden Augen verraten ihn. Damit mußte ich rechnen und ich habe entsprechend vorgesorgt. Meine Tarnkappe schützt mich vor erkennenden Blicken und von meiner Anwesenheit zeugt nur mein Schatten, der im Schattenreich angekommen, eine zu vernachlässigende Größe darstellt.
Des Wächters Blicke gleiten durch mich, tasten weit hinter mir das Geschehen ab und ich schleiche mich unentdeckt und etwas befreiter an ihm vorbei.


Diese Brigade des Dunklen hat gerade Pause, Feierabend oder beides. In Herbstlicht getaucht, mimen sie sonst einen Wanderausflug des örtlichen Kleingärtnervereins, der auf den Anschlußzug wartet. Zur Zentrale, dem Lidl, und zu den Wächtern halten sie per Kurier Kontakt. Aller 15 Minuten wird dazu ein Biertransport vorgetäuscht. Der Informationsfluß zwischen dem Stab und seinen Außenposten ruhte also kurzzeitig. Das war eine günstige Gelegenheit für mich, daß Areal weiter zu erkunden.


Aber das Böse schläft nie. Ruht der Rest, wacht der mobile Springer. Dem wäre ich beinahe in die Arme gelaufen. Da hieß es einen Haken schlagen und in das Bahnhofsinnere ausweichen.


Dort erwartete mich das Grauen pur. Lilith, die Urmutter aller Dämonen erpreßte gerade am Bäckerstand ihre Schutztorte als Mittagsschmaus. Was sie als Nachtisch zu verschlingen gedachte, wagte ich mir nicht vorzustellen, und ich zahlte eilends Fersengeld, um ihrer nicht angesichtig zu werden. Ihr Blick läßt Männer zu Stein erstarren.
Was nun? Ich entschloß mich, direkt in die Höhle des Leibhaftigen und seiner Brut vorzustoßen, sie zu erkunden, um dann, nach reiflicher Überlegung, meine Waffen zu wählen, um das Übel auszurotten. Aber welch hanebüchener Plan! Kaum in der Hölle, verging mir fast das Hören und Sehen.


Es tat sich nicht nur die Erde vor mir auf, nicht nur die Büchse der Pandora, nein, Dantes Inferno feierte hier ein Fest! Umringt von allem Übel dieser Welt, was mich narrte und foppte, konnte ich mein Heil nur in der Flucht suchen. Die Maske die ich mir erschuf, würde mich schützen, das war gewiß, aber sie ließ mich auch klarer sehen, durch den Schein auf Not und Pein, all das, vor dessen man lieber die Augen verschließt. Nur weg da!


Nur wohin? Dort war doch nichts, wie es den Anschein hatte?


Geistesgegenwärtig ergriff ich eine Flasche mit Höllensud. Sie würde mir noch gute Dienste leisten, wenn ich mit heiler Haut davonkäme.


Mir drohten die Sinne zu schwinden, und nur mit letzter Kraft und Gottes Beistand fand ich das Licht am Ende des Tunnels.


Verhöhnt mich nur ihr finsteren Schattenspiele! Von mir aus 365 Tage im Jahr, wie beschildert gedroht! Euer Ende naht, wenn ich dem Lichte gewahr, zum Waffengange rüste!


Denn dieser wird über euch hereinbrechen, wie ein Orkan, der von Gott gesandt, durch meinen Arm euch richtet. Laßt die Taxidroschken ausspucken, was sie in den Niederungen der Nacht und ihrer Kloaken auch aufgesogen haben mögen. Auch sie sind dem kommenden Untergang geweiht! Ich höre schon ihr Todesröcheln und sehe, wie sie ihren giftigen Odem vor meinem Schwerte aushauchen.


Aber dazu mußte ich erstmal den erbeuteten Höllensud weihen und ihn bis zu Neige in mich aufnehmen. Geweiht richtet er keinen Schaden in mir an und mein Körper kann in Ruhe Abwehrkörper bilden. Wo ein Körper ist, kann kein anderer sein, das lehrt uns die Physik. Bin ich bis zum Stehkragen voll mit Unrat, paßt kein weiterer hinein.


So gerüstet und erleuchtet, wandelte ich über das Wasser, wie Jesus einst und überlegte mir, welcher Bannspruch, welche Formel die geeignete sei, um meine Mission zu krönen und dem Gezücht, im Tempel des Vollmondes, den Garaus zu machen.


Ich entschied mich für ein einfaches »Halleluja ihr Säcke« und gab dem einen coolen Touch. Das Kreuz entpuppte sich als eine automatische Waffe neuester Version. Da hatte sich der alte Sack da oben nicht lumpen lassen. Ich brauchte es nur in die Richtung des Lidl halten, da feuerte es schon Bannstrahle. Jeder dritte mit Leuchtspur, so das man auch im dunklen manuell das Feuer nachkorrigieren kann. Aber die Zielsuchautomatik funktionierte einwandfrei, so daß dies bestimmt nicht notwendig wäre. Das Nachladen erübrigt sich. Gespeist wird das Teil von einem Heiligen-Geist-Akku. Der wird nicht alle.


Der Dampf verzog sich nur langsam und gab recht zögerlich den Blick auf das Schlachtfeld frei. Was soll ich sagen? Da ist kein Atom auf dem anderen geblieben und diese fügten sich nur langsam der göttlichen Ordnung.


Am Rande des Feldes meiner Ehre sah ich, wie ein älterer Herr einem Schulbub behilflich ist. Na, wenn hier nicht gerade christliche Nächstenliebe eingezogen ist ...
Trotzdem entschloß ich mich zu einem letzten Kontrollgang durch das neuerwachte Einkaufsparadies.



Tja, alles bot sich mir in Zucht und Ordnung, wie Gott es gefällt.






Selbst die Mannavorräte ließen keine Wünsche übrig. Hoffentlich ist keiner auf die Idee gekommen, das Zeug, was ich umgenietet habe, da rein zu füllen.


Also bin ich unerkannt und mit Stolz erfüllter Brust von Dannen, besser von Lidl gezogen.


Zu guter Letzt mußte ich nur noch 666 Mails checken. *g*

5 Kommentare:

  1. Hosentaschenexorzismus... choose your weapon: fucking dark lidl cross...

    Lilith das biegsame Wesen, huaarrr, da isses schwer den Kaffee drin zu behalten. Aber das mit den Modesünden hatten wir ja schon...

    EINKAUFEN MIT FLAIR! Hahaha!

    Alles so unglaublich, aber eben wahr. Danke für die ersten amüsanten Minuten des heutigen Nachfeiertagdienstags!

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  2. Lilith, Freya usw. wird von phantasielosen, verschmähten, älteren Frauen mit einem gehobenen Bildungsgrad gern als Nickname in einschlägigen Singlebörsen genommen. *g*

    Bitteschön Octa. Es war mir ein Vergnügen.

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  3. elitepartner.cz ;o)
    -octa

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  4. Frau Rot-Weiß-Erfurt04.10.2011, 20:13:00

    Oh, ich hatte wohl vergessen dir zu erzählen, dass der Montag ein Edekaundlidlzu-Tag war?
    Du hast es ja überlebt.

    Aber Formwandler war dein bester seit langem! *fg*

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  5. Auf den Formwandler bin ich auch besonders stolz. *ggggg*

    Ja, nur der Satan hatte Karnickelfutter zum Feiertag. Der Kobold und ich hatten es am Sonnabend glorreich vergessen.

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