Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Donnerstag, 11. März 2010

zuhören, entspannen, nachdenken

»Hallo? Wer ist da? Ach du! Dich wollte ich auch schon anrufen. Warte mal. Ich muß mir erstmal eine Zigarette … Kaffee hat natürlich keiner gekocht. Wer auch?«

»***«

»Nein, du hast mich nicht geweckt. Und ja, ich klinge verschlafen. Das liegt daran, daß ich auf dem Sofa eingenickt bin. Ich bin einfach nur noch fertig und könnte schlafen, schlafen, schlafen …«

»***«

Ach, der Udo hat gerade angerufen. Er wäre mal wieder hier in der Stadt und würde mich gern sehen. Er kommt heute Abend auf einen Sprung vorbei.«

»***«

»Ich weiß, daß der nur mit mir in die Kiste springen will! Was soll ich denn machen?«

»***«

»Duschen gehen? Keine Zeit! Die Kinder wollen dann auch Abendbrot haben und es ist schon spät. Die Zähne werde ich mir putzen. Sicherheitshalber. Der ist doch Nichtraucher. Ob es zum Äußersten kommt, weiß ich ja nicht. Mal sehen, wie ich dann drauf bin. Zur Not gehe ich eben schnell duschen. Da muß er eben warten.«

»***«

»Dann ist er eben abgeturnt. Hat sich das auch erledigt. Nein, wir können weiter telefonieren. Ich habe das Schnurlose. Ich nehme dich einfach mit in die Küche. Wir Frauen sind doch multitaskingfähig! Das bißchen Abendbrot mache ich nebenbei. Uauahua…a!«

»***«

»Ja, es ist etwas passiert! Ich habe versucht aufzustehen! Mensch, ich merke jeden Tag, daß ich schon 32 bin! Meine Knochen! Scheiße! Wie soll das bloß weitergehen?«

»***«

»Natürlich ist das kein Wunder! Ich wundere mich nur, warum ich noch nicht durchgedreht bin! Ich habe immer noch den selben blöden Chef, den ich 40h die Woche den Arsch nachräume. Das Abendstudium zieht sich und am Wochenende muß ich immer noch kellnern gehen. Die Kinder gibts auch noch und der Haushalt macht sich auch nicht von alleine! Dann habe ich noch drei Kerle am laufen! Manchmal weiß ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht! Wenn meine Mutter nicht wäre …
Melanie…e mach den Fernseher aus! Schnapp dir den Franz und kommt in die Küche! Wir müssen Abendbrot …«

»***«

»Ach den Kindern gehts gut! Der Kleine hat zwar gerade eine dicke Platzwunde am Kopf, weil die im Kindergarten nicht aufpassen können. Die Katze wollte der angeblich fangen! Dabei ist er voll gegen die Mauer geknallt! Der habe ich aber was erzählt! Das die nicht aufpassen können! Jetzt ist die krank! Angeblich wegen mir! Einen Nervenzusammenbruch hätte die! Die spinnen doch! Wer weiß, was da los war. Zu Hause will er die Katze ja auch nie fangen! Den Nervenzusammenbruch bildet die sich doch bloß ein!
Melanie…e! Kommt ihr endlich mal?
Ach du Scheiße! Ich stehe gerade vor dem Kühlschrank. Es war wieder keiner einkaufen. Wer auch?«

»***«

»Nein definitiv nicht! Kein Kind wird über Nacht ordentlich! In ihr Zimmer gehe ich nicht mehr. Es ist ihre Sache, wie sie dort zurecht kommt. Wenn sie ihre dreckige Wäsche nicht rausbringt, kann ich sie eben nicht waschen. Dann hat sie eben keine! Geschirr bekommt sie auch keins mehr mit aufs Zimmer! Nur noch Pappteller! Die können dann dort vor sich hingammeln!
Melanie…e! Es reicht! Muß ich dir denn immer alles dreimal sagen? Mach endlich den Fernseher aus!
Was haben wir denn noch da? Schmelzkäse. Wah, der ist vergammelt. Ein paar Wiener, Butter, Ketchup und Toastbrot. Das müßte reichen. Wer hat das Toastbrot in den Kühlschrank gelegt? Was will der Mixer hier?«

»***«

»Ach, sonst gibts nichts Neues weiter. Die Scheidung ist durch und seitdem verstehen wir uns wieder prächtig. Der nimmt oft den Kleinen auch mal in der Woche. Die Große nicht. Die wäre ihm zu schwierig. Das muß er auch nicht. Die macht mit ihren 14 Jahren ihr Ding alleine. Außerdem ist sie ja auch nicht von ihm. Letztens hat sie mir Kondome geklaut. Gut, dachte ich mir. Da muß ich mir keine Sorgen machen.
Franz! Das ist das Katzenklo und kein Buddelkasten! Wie oft muß ich dir das noch sagen? Nimm den Bagger da raus! Melanie…e! Kannst du nicht aufpassen? Wart ihr schon Händewaschen? Ab gehts! Aber nicht hier! Hier ist doch der Abfluß kaputt! Das suppt da unten raus! Ab ins Bad!
Ich werde hier noch wahnsinnig! Jetzt ist das Toastbrot verbrannt! Den Toaster hat auch keiner repariert. Wer auch?«

»***«

»Ach, daß kannst du vergessen. Du, ich wohne hier in der Pampa! Kleinstadt! Ich kenne hier inzwischen jeden Mann im Umkreis von 300km. Da ist einfach nichts für mich dabei. Das brauchbare Material ist momentan anderweitig vergeben. Bis das wieder frei wird – so lange will ich nicht warten. Es kann mir auch keiner garantieren, daß diese dann nicht Ehekrüppel sind. Davon schleichen schon genug durch die Gegend. Unbrauchbar. Den großen Rest kannst du auch vergessen. Weicheier und Totalversager. Was denkst du, warum ich drei Liebhaber habe?
Melanie…e! Ich weiß, daß ihr Hunger habt! Jetzt nerve nicht rum und gehe mal zum Nachbarn, ob der noch Brot hat! Wir haben keins mehr! Nimm den Franz mit! Den mag er doch so sehr.«

»***«

»Na weil ich dachte, daß drei Kerlchen einen Mann ersetzen können. Vergiß es! Mit denen habe ich was durch! Meine Bude müßte mal renoviert werden! Denkst du, einer von den dreien hat das bis jetzt auf die Reihe bekommen? Die scheitern doch schon am Farbe kaufen. Ich kann sie ja schlecht zu dritt in den Baumarkt schicken, um ihre Entschlußkraft zu bündeln. Das wird nix! Ich will einfach nur gelbe Wände! Hast du nicht mal Zeit für mich? Malern? Ich koche dir auch ein lecker Essen!
Der Ketchup riecht auch komisch. Von wann sind eigentlich die Wiener?«

»***«

Danke. Aber ich fürchte, vor nächstes Jahr September wird es nichts mit dem Renovieren. Keine Zeit. Das du das Essen lieber mitbringen möchtest, kommt mir auch entgegen. Ich werde genug Streß mit dem Ausräumen und Saubermachen haben. Da kann ich nicht noch Essen kochen!
Wo bleiben die beiden nur? Es wird später und später! Der Udo will doch dann kommen! Und hier sieht es aus … Naja, der muß ja nicht durch die Küche. Wein steht schon in der Stube, nur den Aschenbecher muß ich noch verstecken. Wo bleiben die nur? Brot borgen kann doch selbst für Melanie nicht so schwer sein!
Also die Wiener – irgendwie fühlen die sich schmierig an.«

»***«

»Nein, die Kerlchen kennst du nicht. Ich werde mich hüten! Seit dem du dem Heiko zu seinem 40. Geburtstag einen Lutscher geschenkt hast, ist es vorbei damit. Ich mußte zwar feixen, aber der Rest seiner Verwandschaft nicht. Komisch geguckt haben die. Hör auf mit Lachen! Du hast mich da in eine Situation gebracht! Man war das peinlich! Der hat es ja nicht mal geschafft uns beide rauszuwerfen. Weichei!
Naja, nur soviel: Zwei der Herren sind top secret, weil verheiratet. Die sind sexuell so ausgehungert, daß sie mir einfach nur leid tun. Hör auf mit lachen! Die waren Beide von Anfang an sehr ehrlich zu mir. Wahrscheinlich nehmen sie mich nicht allzu ernst.
Bei dem Dritten hatte ich mir größere Hoffnung gemacht. Als ich ihn das erstemal gesehen hatte, dachte ich mir: Was für ein Mann! Ein Hühne! Ein Bär! Der Fels in der Brandung! Dann hat der das Maul aufgemacht und ich hörte die Stimme eines Schlumpfes. Boah eh! Geht gar nicht! Taxifahrer! Gut, dachte ich mir. In der heutigen Zeit weiß man nicht, ob die Kassiererin in der Kaufhalle einen höheren Schulabschluß besitzt, als man ihn selbst hat. Ein Taxifahrer mit einem Doktortitel in Philosophie oder Architektur ist ja auch nicht mehr so selten. Und was besagt das bitte schön? Nichts! Also habe ich mir den Knaben gekrallt, um mal seinen Körper auszuprobieren. Mal gucken. Nicht schlecht. Die Luft ist mir dann aber aus einem anderen Grund weggeblieben. Der Typ warf sich todesmutig auf mich, da klingelt sein Handy. Seine Mutti war am Apparat! Morgen um 9.00 Uhr wäre Frühstück. Sie würde, wie immer, frische Semmeln holen. Eine Tante Klara wäre auch geladen und er möchte bitte pünktlich sein. Und wo er denn wäre! Sie hätte sein Zimmer aufgeräumt und wenn er seine blauen Socken suchen sollte: Die hängen über der Heizung. Der Typ hat nur ein: ›Ja Mutti!‹ herausbekommen, dann war absolute Ebbe. Da ging gar nichts mehr! Sie würde ihn jeden Abend anrufen, wenn er nicht zu Hause wäre. Hör auf mit Lachen! Bin ich eine Komikerin oder was? Seitdem nehme ich ihm das Handy weg und schalte es aus, wenn er zu mir kommt. Wenn ich immer Bärchen zu ihm sage, kann er schon ganz ordentlich loslegen. Aber zu mehr taugt der auch nicht.
Da seit ihr ja wieder! Ohne Brot?«

»***«

»Ich werde hier wahnsinnig! Nein, die beiden waren natürlich nicht in Rostock bei der Oma Brot borgen! Stell dir vor: Die sind zum Nachbarn. Der war nicht da. Da sind sie durch das ganze Haus gezogen! Haben überall geklingelt und nach Brot gefragt! Überall! Auch beim Grinch!«

»***«

»Ich finde es nicht witzig! Ja, das ist die alte Schachtel, die die Gerüchteküche hier am Kochen hält. Ja genau! Morgen weiß die ganze Stadt, daß meine Kinder hungern und nach Brot betteln müssen! Hör auf mit Lachen! Ich knalle dir gleich eine!«

»***«

»Ich weiß, daß das nicht geht! Ich werde hier wahnsinnig! Das kann doch alles nicht wahr sein! Der Udo kommt gleich!«

»***«

»Gut. Ruhe bewahren und Nerven behalten! Plan B durchziehen! Nur habe ich keinen Plan B!

»***«

Okay, das mache ich! Vielleicht können wir das Ding noch retten!
Melanie…e! Du gehst sofort zum Grinch! Strafe muß sein! Du bittest sie um den Werbezettel vom Pizzaservice, der diese Woche im Briefkasten lag! Ja genau! Den Sauteuren! Den sich kein Mensch leisten kann! Unserer wäre aus Versehen im Altpapier gelandet. Oder so. Laß dir was einfallen! Oder besser nicht! Der Franz bleibt hier! Der guckt derweile fern! Das dauert sonst zu lange. Ja, mach die Kiste wieder an! Kannst du nicht einmal mitdenken? Franz! Nimm den Laster aus dem Katzenklo! Wo sind meine Kippen?«

»***«

»In der Stube? Neben dem Sofa? Meinst du? Egal! Ich kann jetzt eh keine mehr rauchen. Der Udo kommt gleich und hier sieht es aus wie … Ehe die Pizza da ist … Vielleicht kann ich ja wenigstens das gröbste … Der Udo denkt doch sonst … Zähneputzen war ich auch noch nicht … Du, ich muß jetzt schlußmachen. Bis später. Sonst schaff ich nichts mehr. Wegen Malern schwatzen wir nochmal … Tschü…ü! Oh Scheiße! Es hat geklingelt! Das ist der Udo!
Sag mal: Kann man sich Nervenzusammenbrüche einbilden?«

»Tu…uhu…ut.«

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