Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Dienstag, 11. Mai 2010

Die Kraft der zwei Stellen Teil 4 :-P

Der genehmigte Garagenbau war ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Vereins: Jetzt können die nämlich beantragen, als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt zu werden. Das klappt sicher, weil der Gunnar auch ein Herz für die Jugend hat und schon eine genaue Konzeption vorlegen kann, was er alles entstehen lassen will, um der Jugend zu helfen. Der hat dann nicht nur das Paßwort für den Topf des zinnernen Erzgebirge zur Verfügung, sondern auch das für den Geldnapf der Jugendhilfe.
Für seine Mühle kämpft der Gunnar! Vor dem sind keine Fördergelder mehr sicher!
Als nächstes schröpft er die EU, Greenpeace, die UNO und den Ku Klux Klan, wenn es sein muß.

Das Geld braucht der nämlich. Was der nicht alles vorhat, um der Jugend etwas gutes zu tun! Erstmal will der einen kleinen Freizeitpark mit mühlentypischen Spielgroßgeräten bauen. Wenn es klappt, ist es natürlich Essig mit unserer Pilgerstätte für Halbtote. Aber das war auch nicht die große Idee von mir, sich ständig leidende Menschen angucken zu müssen. Als Option können wir das ja mal im Hinterkopf behalten. Obwohl ich nicht glaube, daß von katholischen Fördertöpfen etwas zu holen ist.
Die erheben eher eine Heilungswundersteuer und der Verein blecht. Neeeeee!

Also bleibt erstmal der Park. Den will der Gunnar aber nur im Sommer nutzen, weil die Spielgroßgeräte alle was mit Wasser und Bewegung zu tun haben. Da fließt und klappert alles.

Das Mühlenkarussell zum Beispiel. Das wird mit Wasserkraft angetrieben. Dazu brauch der Gunnar aber das Wasserrad der alten Spanziehmühle wieder.
Nächste Woche hat er einen Termin bei Amnesdie indernäschnel*, um denen die Problematik näherzubringen, damit die Druck auf den Russen ausüben, damit der das Wasserrad wieder rausrückt.
Kontakt zur russischen Regierungsopposition hat der auch schon aufgenommen. Die sind bereit, so lange zu demonstrieren, bis das Wasserrad wieder an der Mühle hängt, wenn er ein paar Fördergelder unauffällig zu ihnen umlenkt. Der Gunnar weiß zwar im Moment nicht, wie er das machen soll, aber er ist zuversichtlich.
Über die Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft müßte es gehen. Wenn es die nicht mehr gibt, gründet er sie eben neu. Nur will er vorher schauen, ob sich der ganze Aufwand auch lohnt und was für Fördergelder es dafür gibt. Die Frage, ob es überhaupt Fördergelder für eine Mühlradrückführung und die Pflege internationaler Kontakte gibt, stellt der sich gar nicht mehr. Er kann locker davon ausgehen.

So ein Mühlradnachbau kostet ja nicht die Welt, meint der Gunnar. Und ihn schon gar nichts. Es wäre aber schön, wenn er das alte originale Mühlrad wieder feierlich neueinweihen könnte, auch wenn das nach zwei Umdrehungen vor Altersschwäche auseinanderbricht.
Aber damit hätte er ein Zeichen gesetzt und die Medien und ein paar Politiker, also jene die sonst nichts weiter zu tun haben, würden großen Anteil am Geschehen nehmen.
An was für ein Zeichen der Gunnar da denkt, weiß ich nicht so recht. Aber ich vermute mal, daß er da auf jeden Anwesenden zeigt und die dann wissen, das sie für ein neues Mühlrad zusammenlegen müssen.

Später wenn der Park brummt und ordentlich Gelder dafür fließen, will er der Nadurevandpädagogig* ihre Chance geben. So den Kinder die Natur und ihre Komponenten darstellen. Wie alles zusammenhängt: Der Wald, das Wasser, das Leben an sich, Energie, also die Kräfte der Physik und so weiter. Das kennen sie zwar alles aus ihrer normalen Schule, aber hier könnte er den Lehrstoff den Kindern nachhaltiger vermitteln. Das darfst du dir jetzt nicht so vorstellen: Was passiert, wenn ein Kind in den Mühlgraben fällt?

Nein. Aber am Beispiel des Karussells und des Mühlrades kann man den Kindern schön die Kräfte der Natur erklären. Die Energie des Wasser treibt das Mühlrad an. Als Newtonmeter kriecht die über ein Getriebe und bringt das Karussell in Schwung. Das alles können die Kinder berechnen: Wieviel Energie da einzeln wirkt und sich verteilt, wieviele Newtonmeter jeder Fahrgast abbekommt und was für Kräfte wirken, wenn eine Hand ins Getriebe kommt.
Das natürlich nur theoretisch. Damit wecken wir bei den Lehrern das Bedürfnis nach einem Lehrgang in erster Hilfe, den wir kostengünstig anbieten und wir vermitteln, gegen eine geringe Provision, auch geeignete Anwälte falls der Schadensfall wirklich mal eintritt.

Im Mühlteich setzen wir ein paar Fische aus. Keine Goldfische! Das wäre zu auffällig. Ein paar Koi-Karpfen tun es auch. Den Kindern bringen wir dann den Angelsport näher. Die Angelscheinprüfung können wir zwar nicht anbieten, aber ihnen so etwas naturnahe Anregung für ihr Leben geben. Über dem Lagerfeuer kochen wir dann die Fische und lassen es uns dabei gut gehen.

Das alles geht natürlich nur im Sommer. Im Winter liegt da alles auf Eis. Unterricht können wir da nicht machen, dafür haben wir im Moment noch keine geeigneten Räume. Das wird noch. Nur ein paar Museumsführungen durch die Mühle sind bei Frost machbar. Aber der Gunnar hat da schon eine spektakuläre, später weiter ausbaufähige Idee.

Die ist der Hammer! So etwas hat es noch nicht gegeben! Das konnte ich dir vorhin noch nicht erzählen. Da hättest du mich glatt für verrückt erklärt. Aber jetzt, wo du weißt, wie wir hier im Tal so ticken, kann ich es dir erzählen.

Komm mal her und guck mal aus dem Fenster! Dort drüben, am Weg bei der Klärgrube, fehlt ein Stück Wald. Da hat der Försti schon Klarschiff gemacht. Da paßt genau ein Übertragungswagen vom Fernsehen und ein Rettungsauto hin. Vielleicht brauchen wir auch zwei Saniwagen, aber der Gunnar meint, daß einer reicht und zwei nur einen schlechten Eindruck bei unserem internationalen Publikum hinterlassen.
Der Bierwagen vom Schorchi steht gegenüber, gleich neben der Bockwurstbude vom Karli. Die brauchen wir für das Kädering*. Aber ob die dem Ansturm gewachsen sein werden, wage ich zu bezweifeln.
Zur Not müssen wir hier im Museum improvisieren und aus den Fenstern heraus verkaufen. Wir werden sehen. Improvisieren können wir, wie jeder ausgelernte DDR-Bürger gut im Tal. Aus nichts, mit nichts mehr! Das ist die Devise! Heute mehr als früher.
Nur haben das die Wessis nie gelernt. Da war es für unsere FDJlerin ein leichtes, Bundeskanzler zu werden.

Jetzt guck mal! Neben der Klärgrube hört die Straße auf. Aber nur scheinbar. Da fängt ein alter Schmuggelweg zum Tschechen an. Der serpentient sich über ca. 3km bis zum Berg hoch und dort über die Grenze zur Skibaude im Tschechischem. Die ist mit dem Auto zu erreichen. Das ist wichtig, weil die den Weg mehrmals runter müssen und schlecht wieder hoch kommen.
Wie bei der Fußball WM bilden wir erst Gruppen, dann geht es ins Viertelfinale, ins Halbfinale... Da kriegen wir ein Wochenende voll. Der Platz in Hanna's Tochter ihrer Pension wird nicht reichen bei den vielen Übernachtungen. Die habe ich natürlich schon alarmiert.
Der Gunnar meint, da muß das technische Hilfswerk mit einer winterfesten Zeltstadt ran. Mit dem Chef vom ganzen hat der schon geredet. Der meint, das es im Tal genug Platz für uns gäbe, sie eh nichts sinnvolles zu tun hätten und uns gerne mal helfen würden.
Das klingt bloß scheinbar wie eine Drohung. Hoffe ich.

Ahnst du schon was? Neee nicht? Als der Gunnar sich vorstellte, wie das alte Wasserrad wieder an seiner Mühle hängt und sich so vor sich hin dreht, gingen ihm so ein paar Naturgesetze durch den Kopf. Die Beschleunigung, Kraft ist Masse mal Geschwindigkeit, das Trägheits- und das Schwerkraftgesetz, das Mühlenerhaltungsgesetz, das Bekanntheitswerdgebot und die ich-bin-wichtig Regel.
All so einen Kram. Dann hatte er eine Vision ...

Mensch! Wir machen hier das erste Outdoor-Röhnradwinterwettrennen der Welt! Das ist der Hammer! Das gab es noch nie!

Was ist denn nun los? Der will mir doch jetzt nicht etwa abnibbeln? Der hat nicht mal komisch geguckt und ist einfach so vom Stuhl gerutscht? Was für ein Material schickt mir denn das Arbeitsamt? Wie will der denn das halbe Jahr hier durchhalten, wenn der jetzt schon schlapp macht?


*Amnesdie indernäschnel: Amnesty International
Nadurevandpädagogig: Naturerlebnispädagogik
Kädering: Catering

Fortsetzung folgt

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