Untergehen ist das Eine, unter der Oberfläche bleiben das Andere. ;-)

Mittwoch, 3. Juli 2013

Spaß mit Handwerkern – Episode 2


»Mensch, daß das so hoch ist!«

Deckenbeleuchtungen, auch wenn sie sich im Flur befinden, sind oben an der Decke angebracht. Das war früher im Osten so und es ist jetzt im Westen nicht anders. Der Unterschied besteht nur darin, daß man heutzutage einen Spezialisten braucht, um sie zu reparieren, während man früher einfach selbst die Glühbirne wechselte.

»Und die ist wirklich kaputt? Können sie mal knipsen?«

Kann ich nicht. Mein Handwerker steht genau vor dem Lichtschalter.

»Ach so, den habe ich nicht gesehen. Dann schalte ich mal. Mensch, daß die so hoch ist!«

Wenn man weiß, daß zu den natürlichen Feinden des Handwerkers der Kunde zählt, toleriert man in der ersten Kontaktaufnahme zu ihm seine Mätzchen. Man muß ihm das Gefühl geben, daß man ihn nicht nur ernst nimmt, sondern auch, daß er das Heft des Handelns in der Hand hält. Schließlich hat man ihn nicht gerufen, um sich mit ihm herumzustreiten.

»Geht nicht. So ein Mist aber auch!«

Meine Rede.

»Was mache ich denn da jetzt?«

Reparieren?

»Mensch, daß die so hoch ist! Ich habe doch keine Leiter mit! Die hat der Schorsch auf der Baustelle. Der baut eine Deckenbeleuchtung ein. Dafür braucht der die Leiter. Sonst kommt der nicht hoch!«

Hinfahren? Schorschi von der Leiter schubsen und mit dem Ding hier wieder antanzen?

»Nein, das geht nicht. Der Schorsch hat gleich Feierabend. Ich übrigens auch. Eigentlich bin ich auf dem Weg nach Hause und wollte nur auf einen Sprung vorbeischauen. Ich dachte, daß wäre schnell erledigt. Aber, daß die so hoch ist! Das hätte ich nicht gedacht.«

3,80m lichte Höhe der Zimmer ist für ein altes Bürgerhaus die Norm. Auf meiner Straße wurden nur solche Häuser gebaut und man kann dies unschwer von außen feststellen, wenn man keine Leiter vor dem Kopf hat. Wieso hat seine Firma nur eine Leiter?

»Wir haben zwei! Eine ist weg. Die hat der Schorsch irgendwo stehengelassen. Ein Theater war das! Aber die hätte sowieso nicht in das Auto gepaßt. Ich bin doch mit meinem Privatwagen hier.«

Und mit dem Werkzeugkasten wollte er seinen Privatwagen nicht belasten, deshalb hat der das Teil in der Firma stehengelassen.

»Nein, der ist unten im Auto. Ich wollte bloß erstmal gucken kommen. Vielleicht geht die Beleuchtung inzwischen wieder. Manchmal ist es doof. Da fährt man los und dann ist nichts. Ich hole den jetzt mal.«

Ist das, was mir der Vermieter da geschickt hat, überhaupt eine Firma oder ist das so ein scheinsozialer Verein der sich Ein-Euro-Sklaven hält?

»Wie kommen sie jetzt darauf? Natürlich sind wir eine Firma! Seit 1948 legen wir Strom in die Häuser! Die Deckenbeleuchtung hier hat der Schorsch gemacht. Halogenstrahler! Zwei separate Stromkreise! Jeder hat seinen eigenen Trafo. Hübsch in die Decke eingelassen. Vor 5 Jahren war das erst! Die kann gar nicht kaputt sein, sagt der Meister. Den habe ich gerade angerufen.«

Was ist das: Man drückt auf den Lichtschalter und nichts passiert? Funktionstüchtig, aber abstrahlungsfrei?

»Lichtschalter ist ein gutes Stichwort. An dem kann es eigentlich nicht liegen aber manchmal steckt da der Teufel drin. Ich baue mal schnell einen neuen ein. Wo ist eigentlich der Sicherungskasten? Haben sie da mal reingeschaut?«

Dieser Kasten befindet sich direkt über dem Lichtschalter, auf Augenhöhe und steht offen.

»Gut, den habe ich nicht gesehen. Sicherung ist drin. Das war jetzt ein bißchen meine Hoffnung, daß es die nur rausgefeuert hat.«

Rausfeuern ist auch ein gutes Stichwort.

»Mist, mit dem neuen Schalter geht die auch nicht. Jetzt wird es eng.«

Nein, nicht eng, sondern hoch.

»Haben sie mal eine Leiter? Der Meister sagt, sie müssen eine haben!«

Woher will der das wissen?

»Bei solchen hohen Räumen braucht man eine Leiter, wenn zum Beispiel das Licht mal nicht geht. Zum Glühbirne wechseln.«

Meine Leiter steht als Blumenbank im Garten. Aber das werde ich dem nicht erzählen. Ich schleppe das Ding jetzt nicht in die dritte Etage. Der soll seine eigene Leiter mitbringen und wenn er sie verbummelt hat, gefälligst suchen!

»Das war der Schorsch, nicht ich! Aber eine zweite Leiter wäre schon nicht schlecht. Haben sie nicht eine Leiter?«

NEIN!

»Oder der Nachbar? Vielleicht hat der eine?«

NEIN! Wie wäre es mit einem Baumarkt? Die haben Leitern!

»Das kann ich nicht entscheiden. Da muß ich den Chef fragen, ob der mir eine neue Leiter zugesteht. Ich kann nicht einfach eine Leiter kaufen. Selbst brauche ich keine. Das heißt: Privat habe ich sogar zwei. Falls eine mal kaputt geht und ...«

... das Licht auch?

»... aber wissen sie was? Ohne Leiter wird das jetzt nichts. Außerdem habe ich Feierabend. Meine Frau wartet. Morgen Nachmittag habe ich ein bißchen Luft. Da fahre ich von der Firma aus erst zum Schorsch auf die Baustelle, ein paar Sicherungskästen hinbringen, da komme ich bei mir zu Hause vorbei, dort schnappe ich mir meine zweite Leiter und wenn der Schorsch mich nicht braucht, der braucht mich nie, schneie ich bei ihnen rein und wir gucken mal nach dem Licht.«

Wir?

»Zum Leiter halten brauche ich sie schon. Die ist ein bißchen wacklig und ich muß ja bis ganz da hoch! Mensch, daß das so hoch ist! Das hätte ich nicht gedacht! Haben sie morgen Zeit? So ab 15.00 Uhr?«

Das war an einem Dienstag. Nachdem ich am Mittwoch Nachmittag vergeblich auf den Schrauber gewartet hatte, rief mich abends sein Meister an und sagte den Termin für Donnerstag ab. Das war vorbildlich, wenn ich von dem Termin gewußt hätte. Das sein Mann schon am Dienstag am Werk war, nach meiner persönlichen Terminabsprache mit ihm höchst selbst, war ihm wohl entfallen. Womöglich lag es auch an seiner Unkenntnis über die Namen der einzelnen Wochentage. In seinem Wirrwar von »morgen«, »gestern« und »übermorgen« hatte er sich so verheddert, daß er meinen Strohhalm, in Form der Frage nach dem aktuellen Wochentag, ignorierte und mich auf »überübermorgen« vertröstete.
Wie ich erwarten konnte, klingelte es am Freitag und nicht am Sonnabend an meiner Tür. Der Meister persönlich hatte sich die einzig verbliebene Firmenleiter geschultert und den Werkzeugkasten unter dem Arm. Die Operation dauerte keine zwei Minuten, dann brannte das Licht wieder. Ein Mann vom Fach – so etwas ist ganz selten. Falls ich ihn noch einmal brauchen sollte, werde ich ihn allerdings gleich aus der Firma abholen. Ohne Terminabsprache. Sicher ist sicher.

3 Kommentare:

  1. Ein Meister des elektrischen Fachs aus dem näheren Umfeld faltet aus der Hüfte jeden zusammen, bei dem das Licht oder die Lampe brennt. Leuchten muss es heißen, sonst holt man besser die Feuerwehr, sagt er. Aber das nur am Rande, sonst nominierst du mich noch, wenn das nächste mal ne Klugscheißermedaille verliehen wird.

    Die eigentliche Frage lautet nämlich: WO IST DIE FERNBEDIENUNG?!? ;o)

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  2. Ich werde dir heimlichten. Oder heimbrennen. ach, egal.

    Die ist dort, wo der Rauch reinzieht!

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