Montag, 26. August 2013
Konzentrationsmeditation mit Bio-Apfel
Folgen sie dem Apfel, bis sich ihre Hirnhälften zu einer leeren Blase vereinigen. Gegebenenfalls müssen sie das Drücken des Startknopfes wiederholen.
Samstag, 24. August 2013
Montag, 19. August 2013
Das DDR-Museum in Pirna …
… muß man nicht gesehen haben. Wem die eigene Vergangenheit abhanden gekommen ist – was davon in den Medien berichtet wird, ist bestenfalls nur die halbe Wahrheit – wird auch hier nicht fündig. Allerdings helfen einem die hier ausgestellten Güter doch in den eigenen Erinnerungen zu kramen. Das es dafür einen Bedarf gibt, ist unbestritten. Solch Museen sprossen Jahre nach dem Krieg wie Unkraut aus dem Boden und erfreuen sich bis heute einem regen Publikumsverkehr. Der Eine mochte die DDR nicht, muß sich dessen ab und zu vergewissern und für den Anderen war sie Heimat und er sucht jetzt die Antwort auf das Warum. Beiden kann in so einer Ausstellung nicht weiter geholfen werden, beschränkt sie sich doch auf ein Sammelsurium in Szene gesetzter Konsumgüter.
Zeitgeschichte ist viel komplexer und wird von denen geschrieben, die aktuell die Überhand gewonnen haben. Eine objektive und wertfreie Beurteilung dieser 40 Jahre ostdeutscher Geschichte wird, wenn überhaupt, erst in 500 Jahren von Historikern getroffen werden, wenn sie ihre gesellschaftlichen Zustände nicht als Spiegel der Vergangenheit nehmen. Dies darf getrost bezweifelt werden. Außerdem verkommt die Geschichte immer zu einem fiktiven Unterhaltungsprogramm, wenn das Blut, was an ihr klebt, getrocknet ist.
Im hier und jetzt dürfen die Einen Mauern bauen und die Anderen eben nicht. Es ist müßig darüber diskutieren zu wollen und so befleißigten sich der Besitzer des Museums und ein Förderverein über eine möglichst wertfreie Ausstellung. Die Gitter vor den Fenstern gehören nicht zum Museum, sondern zu der Kaserne in dem sich die Räumlichkeiten jetzt befinden. Das nur als Hinweis, für meine westdeutschen Leser.
Mein erster Weg führte mich im Erdgeschoß in eine typische VEB-Toilette mit kleinen, der Funktion bedingten, Fehlern. Die Spülkästen in den, mit Verlaub gesagt, Klos waren nicht aus Plaste oder jetzt Plastik, nein, sie ragten gußeisern, mindestens drei Meter über der, immer schwarz bebrillten, Verrichtungsschüssel und nahmen locker einen Kubikmeter volkseigenes Wasser in sich auf. Gut, vielleicht war es nur ein halber Kubikmeter. Die Erinnerung trügt und täuscht einen oft, von welcher Seite man sie auch betrachtet. Da geht es mir nicht anders, als manchem glaubensfesten Zeitzeugen auch. Zog man an einer Plastekette, öffnete sich die Schleuse und das Wasser donnerte kraftvoll durch das Rohr. Es ist kein Vergleich zu diesen mickrigen Kästen, die man hier installierte, in denen es nur gluckert und sich ein erbärmliches Rinnsal über den Kot ergießt. Wenn man sich das vorstellt, bekommt man Mitleid mit dem Wasser.
Die beiden Waschbecken waren der letzte Hit, den das Kombinat Sanitärporzellan landen konnte. Er ersparte den Betrieben die Duschgelegenheiten und das Reinigungspersonal. Ob die Abflüsse darunter schon West oder noch Ost sind, vermag ich nicht zu sagen.
Einen schönen Kontrast zu dem Vergangenen stellt die einzige Aktfotografie der DDR dar. Diese Frau kann mit Recht von sich behaupten, das sich eine ganze Nation an ihrem Anblick vergangen hat. Nein, in der prüden Zone gab es gute Aktfotografien wie im Westen auch. Nur ging im freien Teil Deutschlands die Erotik in einem Meer von Schund unter. In einem ostdeutschen Schlachthof sah das Freibankfleisch ästhetischer aus, als das, was der Westdeutsche in seine Gazetten druckte. Über Geschmack läßt sich nicht streiten, vor allem, wenn der Gegenüber gar keinen hat. Den Verfall der Kultur kann man als abgeschlossen betrachten, wenn man in einen Erotik-Shop geht und darin einen primitiven, schmierigen Pornoschuppen akzeptiert. Aber vielleicht ist das auch erst der Anfang vom Ende. Wer weiß das schon so genau.
Diese Ostküche ist etwas zu dunkel geraten, was allerdings auch den Umstand erhellt, daß die Zonenmutti sowieso kaum in ihr agierte. Die stand, im Dreischichtsystem unter Tage ihren Mann und hatte nur nebenbei die Aufgabe, ihre Kinder und ihren Mann zu erziehen. Ein Gehalt reichte meist nicht aus, um die Familie durch das Leben zu schleifen und sie war in der Produktion auch besser aufgehoben, als alleine zu Hause, was schon fast als asozial galt. In der Fabrik lernte sie etwas und es war hilfreich, nicht nur Arbeiterlieder trällern zu können, wenn man, wie in der DDR üblich, schnell mal geschieden wurde und plötzlich alleine da stand. Selbstverwirklichung sieht anders aus, aber ein festes Arbeitsverhältnis war immer noch besser, als sein Leben als Hausfrau zu fristen und langsam im DFD-Ortsverband oder vor der Glotze beim West-Fernsehen zu verblöden, wenn man sich nicht gerade mit dem Ernährer der Familie über das Haushaltsgeld stritt, wie es heute üblich ist.
Die triste Küche kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, daß damals gern, wenn Zeit dafür war, gekocht und gebacken wurde. Bodenständige Küche, bei der man noch heraus schmeckte, was man aß. Hier kochte Muttern und nicht ein Hallodri von Fernsehkoch der den übersättigten Bürgern ein kulinarisches Windei nach dem anderen vorgaukelt, das er sich gerade aus den Fingern gelutscht hat. Die Kochkunst besteht darin, aus Ungenießbaren etwas Genießbares zu bereiten und nicht umgekehrt. Roßtäuscher und Scharlatane wurden früher auf das Rad geflochten und nicht wie heute hofiert. Aber immerhin muß man es ihnen lassen, daß sie das Schwert gegen die Ketchupkultur führen und manche von ihnen reisen sogar in Schulen, um unseren Kleinen die vier Geschmacksrichtungen näher zu bringen, weil sie nur eine, süß, bisher kennen lernen konnten.
Früher, in der Ostschulküche schmeckte alles entweder sauer, süß, bitter oder salzig. Wie die Gerichte dazu hießen, war egal. Kürbiskompott war das beste Beispiel. Je nachdem, welcher Pappeimer gerade leer werden mußte, so schmeckte auch das Kompott. Mal süß, sauer, bitter oder salzig. Damals wäre ich froh gewesen, wenn ich eine Flasche Ketchup gehabt hätte, um so manche Schulspeise herunterwürgen zu können. Heute bin ich dankbar, daß der Sozialismus mich mit seiner Mangelwirtschaft davor bewahrt hat. So konnte ich mir meine Geschmacksnerven und den Spaß am Kochen wie bei Muttern bewahren und ich bin kein Sklave einer Industrie geworden, die alles in mich herein schüttet, was maximale Gewinne verspricht.
So stelle ich mir den Morgen bei einer Kur oder in einem FDGB-Ferienheim vor. Mit einem blauen Waschbecken und bunten Zahnputzbechern konnte man bestimmt jubelnd den neuen Tag begrüßen und den Abend bzw. die Nacht vorher vergessen. Die aufgegabelte, aufgetakelte Fregatte flog raus und wenn sie Sperenzien machte, wurde der Blockwart oder ihr Mann informiert. Das gab Theater und ein Parteiausschlußverfahren für sie. Die Genossen verstanden da keinen Spaß und sie waren katholischer, als der Staatsratsvorsitzende selbst. Als Mann stand man bei solchen delikaten Verwechslungen immer auf der Gewinnerseite. Das hat sich so bewährt, daß man es bis heute beibehalten hat. Wer verliert seine Arbeit, wenn es in der Firma Eifersuchtsknatsch und einen Rosenkrieg gibt? Immer die Frau.
Das Bild von unseren Staatsratsvorsitzenden, Generalsekretär des ZK der SED und des Vorsitzenden des nationalen Verteidigungsrates der DDR darf natürlich auch nicht fehlen. Hier posierte er gerade für die Neue Berliner Illustrierte. Eine Zeitungsausgabe ohne ein Bild von ihm bekam keine Druckfreigabe. Wenn es eng wurde, ließ man einfach das Impressum weg und klatschte dafür sein Photo rein. Aufgefallen ist das nie.
Das war das ultimative DDR-Bobby-Car. Ohne so einen Laster brauchte man am Sandkasten gar nicht auftauchen. Die Teile waren stabil und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Es gab keinen Hang in unserem Dorf auf dem ich nicht mit diesem LKW herunter gebrettert bin. Quer über die Dorfstraße, wenn es sein mußte. Da fuhr sowieso nichts. Früh und nachmittags der Schulbus und ab und zu ein Traktor. Da war man der Herr der Landstraße, da konnte man es sein.
Mein Schulranzen war dunkelbraun und wie dieser aus echtem Rindsleder. Aber auch so leicht wie die High-Tech Ranzen heute. Bis zur 5. Klasse habe ich immer alle Bücher mit in die Schule genommen. Das ersparte mir das Ranzen packen. Damals war das möglich, die Bücher waren leicht und nicht aus schweren, gestrichenen Hochglanzpapier wie heute. Vielleicht waren wir Schüler damals auch robuster und härter im Nehmen. Jedenfalls wäre es niemanden eingefallen, mit so einem Oma-Einkaufsrolli, wie es heute üblich ist, in der Schule zu erscheinen. (Nur Gott kann erscheinen. Anmerk.: Gott) Ab der 6. Klasse war dann Individualität angesagt. Die Bücher wurden in Umhängetaschen oder Einkaufsbeutel versenkt. Aber die waren nicht von der Ost-Stange, sondern, wenn möglich, aus dem Westen oder selbst genäht.
Auf die Schulpapierkörbe muß ich etwas näher eingehen. Die Dinger waren für die Ewigkeit gemacht und so eine Art Universalmöbel. Da konnte man sich darauf stellen oder setzen, sie in die Ecke schmeißen oder die Treppe herunter – die waren unzerstörbar. Mit Papier wurden sie nur ausgelegt, damit sich die matschigen Apfelgriebse nicht an den Hartfaserplatten festsaugten. Abfallfolienbeutel gab es damals nicht. Im Sommer waren sie immer in eine Wolke von Essigfliegen gehüllt. Den Geruch von modernden Frühstücksschnitten und gärenden Obstresten, der aus den Körben stieg, habe ich immer noch in der Nase. Was ich allerdings nie begriffen habe ist, warum man immer die Klasse mit Kreide darauf geschrieben hat, zu der der Mülleimer gehörte. Wir sind ja zu jeder Stunde in ein anderes Zimmer umgezogen und haben den Eimer nie mitgenommen. Wozu auch? Da stand ja schon einer. Die Papierkörbe waren ein Gemeingut und durften von jedem benutzt werden. Heute sind sie vermutlich verschlossen und jeder Schüler hat nur den Schlüssel, zu der Tonne, die zu seinem Klassenzimmer gehört. Nein, drei Schlüssel, zu den drei Tonnen. Eine für Restmüll, eine Gelbe und eine für den kompostierbaren Abfall.
Ehrlich, ich weiß nicht, aus was dieser Büroleim gekocht wurde. Aus Knochen und Stärke vermute ich einmal. Das Zeug wurde hart wie Stein, wenn er nicht wieder mit Wasser in Berührung kam. Manchmal mußte man die komplette Flasche in heißes Wasser legen, damit man sie überhaupt aufbekam. Sein Geruch war auch einzigartig. Er roch etwas nach Zellulosekombinat und Abdeckerei. Oder eben nach Büro.
So einen Zentralaschenbecher suche ich seit dem Krieg für meinen Balkon. Formschön und praktisch. Ehe man das Ding ausleeren muß, vergeht eine Woche und sollte es in dieser regnen, bleiben die Kippen trocken und matschen nicht. Eine sozialistische Raucherecke ohne diese Sojuskugel war keine richtige Raucherecke. Mit Elsterglanz geputzt, spiegelte es lustig den Sonnenschein. Beinahe hätte ich das Ding geklaut. Der Frau unten am Einlaß wäre es nicht aufgefallen, wenn ich mit dem Aschenbecher an ihr vorbei gelatscht wäre. Wenn doch, hätte ich mich damit herausgeredet, daß ich seit meiner Wehrdienstzeit in der NVA unter dem Zwang leide, genau diese Ascher leeren und putzen zu müssen. Das hätte die mir sofort geglaubt.
Womit wir beim Saufen wären. Bergarbeiter-Trinkbranntwein, auch Kumpeltod genannt, war eine der vielen Parallelwährungen der DDR. Der Handel damit war verboten, weil der Fusel steuerfrei als Deputatlohn ausgegeben wurde. Also wurde er zum Tauschobjekt für Waren aller Art. Mit dem Zeug wurden umfangreiche Experimente und Feldversuche angestellt, mit dem Ziel, einen trinkbaren Likör herzustellen. Am einfachsten war es, Clic-Getränkepulver unterzumischen und das Ganze Sambalita zu nennen. Höherwertigen Trinkgenuß erreichte man, indem man zwei, mit Kaffeebohnen (32 Stück) gespickte, Kubaorangen in den Schnaps für mehrere Wochen einlegte und Zucker nach Geschmack zugab. Aber, was ich eigentlich mitteilen wollte ist, daß sich in seiner Abfüllung der Sozialismus und der Kapitalismus gleichzeitig widerspiegeln. Dem Sozialismus war die Verpackung, die Flasche völlig egal. Ob Kronenkorken, Limoflasche oder Heizölglas – abgefüllt wurde der Branntwein in alles, auf was sich ein Etikett kleben ließ und was gerade noch vorrätig war. Wichtig war nur, den Fusel an den Mann zu bringen. Im Kapitalismus herrscht Vielfalt durch Einfalt. Es wird ein großes Angebot vorgetäuscht, eben durch -zig verschiedene Verpackungen desselben Herstellers, aber der Inhalt ist letztendlich der Gleiche. Insofern unterscheiden sich beide Gesellschaftsformen nicht viel, allerdings war der Sozialismus ehrlicher. Wo Trinkbranntwein drauf stand, da war auch nur Fusel drin.
Hier irrt der Dekorateur der Ausstellung. Kein Bürger der Deutschen Demokratischen Republik hätte Im-Nu Ersatzkaffee aus inländischer Produktion auf seinen Küchenhängeschrank gestellt. Diese Ehre blieb der leeren Büchse von Caro-Landkaffee vorbehalten. Was im Westen im Müll landete, wurde im Osten zum Altar. Der Witz an der Geschichte war, daß das, was da kultisch verehrt wurde, zwar im Westen verschleudert aber im Osten hergestellt wurde. Nur haben das die wenigsten gewußt. Inzwischen hat sich die Werkbank noch weiter verlängert. Sie reicht bis China und Bangladesch. Aber bis der Asiat in der DDR angekommen ist, ist der Westen schon längst untergegangen. Überholen ohne einzuholen sagt man dazu. Oder Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.
Oder Turbosozialismus. Diese kleine Miniturbine sollte serienmäßig in jedem Trabant verbaut werden. Man entschied sich aber dann doch für den VW-Motor. Zwar wäre der Trabi damit das schnellste Auto in der RGW-Handelszone geworden, aber auch der mit dem größten Benzinverbrauch. Vorsichtige Schätzungen sagten einen Durchfluß von 40l 1:33 Öl-Benzin Gemisch auf 100 km voraus. Bei über eine Million geplanten Trabant mit diesem Antrieb wäre die sonst leistungsfähige Petrochemie des Ostblocks in die Knie gegangen. Was ich als einen sehr bedauernswerten Umstand betrachte. Mit solchen Düsentrabanten hätten wir im Krieg 1989–90 nicht nur die BRD eingenommen, sondern auch ganz Europa. Diese Chance ist unwiderruflich vertan.
Dieter Hallervorden muß einmal in so einem Schlafzimmer gewesen sein, bevor er seinen berühmten Stinktier Sketch schrieb. Mir fällt dazu, außer praktizierter Ehelosigkeit, nichts weiter ein. Vielleicht, daß ich mich in einer Geisterbahn eher zu Hause fühle und mich zur Ruhe bette, als in so einem Schlafzimmer.
Original DDR-Parkett:
Mittwoch, 14. August 2013
Heute: Vogelkunde
Da immer wieder Irritationen bei der Bestimmung heimischer Vögel auffällig werden, hier die drei wichtigsten Arten im urbanen Raum:
Specht, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Spechte
Eichelhäher, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eichelhäher
Wellensittich, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wellensittich
Specht, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Spechte
Eichelhäher, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Eichelhäher
Wellensittich, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wellensittich
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