Seit Freitag voriger Woche werde ich von einem unbestimmten aber deutlich negativen Gefühl geplagt. Erst habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Um diese Jahreszeit, wenn die Blätter von den Bäumen fallen und es einem erscheint, als würde alles um einem herum absterben und vergammeln, sind solche Verstimmungen normal. Aber heute früh, heute früh drosch es mich förmlich zu Boden. Kein Zweifel, eine Schwingung, eine äußerst negative Schwingung löste in meinem Gehirn eine Resonanz aus. Da ich nicht ganz, also paranormal veranlagt bin, wußte ich sofort, wer mich da rief und zu wem ich nun eilen muß.
Mein Kumpel sah auf den ersten Blick aus wie immer: Halbtot und vergammelt. Aber bei Seelenbäumen sollte man sich da nicht täuschen lassen. Tote Seelen leben länger. Das kann Satan persönlich bezeugen. Aber beim näheren hinschauen mußte ich entsetzt feststellen, daß mein Freund geschändet wurde.
An den Schleifchen hingen bei meinem letzten Besuch noch bunte Zettelchen mit Botschaften an die Welt oder an die GESOP. Zumindest hatte ich das vermutet. Gelesen habe ich sie ja nicht. Auch waren es bedeutend mehr bunte Plastebändchen.
Da liegen sie. Abgefetzt und weggeworfen. Ihre Message hat der Regen oder Schlimmeres in den Orkus, die Unterwelt gespült. Armes Bäumchen.
Auf dem Hinweisschild haben Schmierfinken einen, leider unleserlichen, Text hinterlassen. Oder ist das ein Hinweis auf die Täterschaft? Erst hatte ich die junge Frau (scheinbares Alter: 25 bis 35 Jahre, Brille, blondgefärbte strähnige Haare, blaue Hose, abgesteppte schwarze Kutte – Modell Lackritzrolle – mit kunstpelzbesetzter Kapuze, komischer Gang), die vor mir vor Ort war und dabei wild telefonierte, im Verdacht diese Schandtat begangen zu haben aber mit ihren ca. 1,65m wäre sie dazu kaum in der Lage gewesen. Außerdem wäre es doch etwas zu paranormal gewesen, wenn ich die oder den Täter auf frischer Tat ertappt hätte. Deswegen habe ich die Verfolgungsjagd gegen 12.30 Uhr in Höhe der Bienertmühle abgebrochen. Wir wollen es mal nicht übertreiben.
Vielleicht kamen die Schwingungen auch von der SZ-online. Heute Abend wurde ich von meinem Blogkamerad Octapolis vom channel666 auf diesen Artikel aufmerksam gemacht: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3186853 Mehr oder weniger steht da drin, was ich auch schon vor Wochen berichtet habe. Allerdings wesentlich kürzer und knackiger.
Und der Unfug nimmt kein Ende ...
Dienstag, 23. Oktober 2012
Freitag, 19. Oktober 2012
... und der Unfug nimmt kein Ende
mobiler Seelenbaum im Einsatz gegen böse Post |
... oder: Der Seelenbaum, dein Freund und Helfer.
Letztens schoß eine Eilmeldung durch das Internet, welche zum Inhalt hatte, daß in Dresden ein neuer Seelenbaum seine Heimstatt gefunden hat. Daß der nicht einfach so eingebuddelt wurde, versteht sich von selbst. Zu so einem Festakt bedarf es eines besonderen Anlaß. Das ist immer ein meist willkürlich ausgewählter Tag im Jahr, der einem mehr oder weniger wichtigen Anliegen geweiht wurde oder an dem eine bestimmte Bevölkerungsgruppe gewürdigt werden soll. Solch schöne Tage sind, zum Beispiel, der Tag der deutschen Einheit, das Opferfest, der Tag der Sachsen, der Europäische Datenschutztag oder eben, wie in diesem Fall, der Welttag der Seelischen Gesundheit.
Nun hatte ich schon in einem früheren Artikel meine Ansicht über Sinn und Unsinn von Seelenbäumen, psychischen Erkrankungen; heidnischen, bildungsfernen Ritualen und den Glauben daran berichtet, aber diese Eilmeldung machte mich doch ein wenig nachdenklicher. Da gibt sich der Sozialbürgermeister Dresdens, Herr Martin Seidel, die Ehre bei der Pflanzung vor Ort persönlich anwesend zu sein. Der Mann ist eigentlich schwer beschäftigt und hat sicher einen 48h Tag um seine Aufgaben meistern zu können. Wenn er den Welttag zum Anlaß nimmt, um bei einer Baumpflanzung zugegen zu sein, muß diese zwangsläufig als wichtig eingestuft werden. Ich vergaß: Es ist ja kein normaler Baum, sondern ein Seelenbaum der im Erdreich versenkt wurde. Da verwundert es nicht, daß ihm Dr. Hans-Jochen Seidel, Geschäftsführer der Berufsbildungswerk Sachsen GmbH, zur Seite stand. Unterstützend mit am Werk war die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Dresden, die Berufsbildungswerk Sachsen GmbH, das Berufliche Trainingszentrum Dresden und ein nicht näher benannter Gartenmarkt.
Sinn des ganzen ist: »Der Baum als Symbol des Lebens soll zu einem offenen Dialog über Seelische Gesundheit in der Gesellschaft anregen. Psychische Erkrankungen müssen als ein Teil des Lebens wahr- und angenommen werden, ... Jeder sollte deshalb von Zeit zu Zeit inne halten und seine Seele sprichwörtlich baumeln lassen. Der Seelenbaum soll ein Ort zur Besinnung werden, und wird als solcher durch ein Hinweisschild erkennbar sein. (Quelle und vollständiger Text: http://www.dresden.de/de/02/035/01/2012/10/pm_032.php) Daß ich dem Anliegen, als solches, wohlwollend gegenüberstehe, hatte ich in meinem letzten Artikel zur Seelenbaumproblematik ausführlich bekundet, aber zu dem oben angeführten Text muß ich noch zwei marginale Anmerkungen einwerfen. An einem Seelenbaum kann man nicht »von Zeit zu Zeit« seine Seele baumeln lassen. Das funktioniert nur ein einziges Mal und auch nur dann, wenn der Baum gewachsen ist und die benötigte Tragkraft aufweist. Dem Vorhaben an, nein, vor dem Baum ein Hinweisschild anzubringen, kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Noch immer gibt es Passanten, die einen Seelenbaum nicht erkennen und unter einem falschen Baum zur Besinnung kommen. Des weiteren bietet so eine Tafel Platz, um keine falsche Bescheidenheit aufkommen zu lassen. Herausragende Leistungen müssen gewürdigt werden und die Pflanzung eines Baumes gehört nun mal dazu, besonders, wenn sie im öffentlichen Interesse geschieht. Es müssen also darauf alle Beteiligten vermerkt werden und, wenn noch Platz dafür sein sollte, wer welche Rede dazu gehalten hat.
Der Begriff Seelenbaum läßt allerdings Fragen und Interpretationsmöglichkeiten offen, wie ich nach einem nachhaltigen, kognitiven Denkprozeß feststellen mußte. Die Vorstellung, daß so ein Bäumchen zum Nachdenken anregen sollte, ist zwar meines Erachtens prinzipiell richtig aber daß er als bloßer Ort der Besinnung dienen soll, wird der Pflanze in ihrer Bedeutung nicht gerecht. Da kann ich auch in eine Kirche gehen. Für mich ist das Gehölz eher ein Kraftspender, der schützende Harnisch meiner Seele und ein treuer Gefährte im tristen Alltag.
Nun ist es doch nachteilig, wenn der Baum irgendwo herumsteht und mich durch meine Steifzüge durch die schnöde Gegenwart nicht begleiten kann. Aber wer sagt, wo steht es schwarz auf weiß, daß ein Seelenbaum in der Erdscholle fest verankert sein muß?
Ein Blumentopf macht es schließlich auch und so hat man ihn immer am Mann oder dabei.
Selbst im Auto kann man ihn so jederzeit mitführen. Man muß nur darauf achten, daß er ordnungsgemäß angeschnallt wird und über den erforderlichen, der Baumgröße angepaßten, Sitz verfügt.
Bei den hohen Spritpreisen hat sich Mitnahme des Baumes schon bewährt. Man wird beim Betanken des Wagens ruhiger und läßt einfach sein Auge im satten Grün verweilen, anstatt verzweifelt auf die Preisanzeige zu starren.
Beim unvermeidlichen Einkauf muß der Baum allerdings draußen vor der Tür warten. Anders, wie zum Beispiel in staatlichen oder staatlich geförderten Einrichtungen, stößt man da an die Grenzen der Toleranz des gesunden Volksempfindens. Um Irritationen zu vermeiden, sollte man sich hier von dem Baum kurz trennen. Dabei ist darauf zu achten, seinen treuen Gefährten entsprechend zu sichern, um dem Seelenbaumklau vorzubeugen. Bewährt hat sich dabei ein einfaches Fahrradschloß mit Nummernkombination. Das der Hund auf dem Photo scheinbar gelangweilt und desinteressiert ins imaginäre Nichts schaut, liegt daran, daß er so eben am Zahlenschloß gescheitert ist und ich ihn dabei erwischt habe, wie er an meinem Seelenbaum sein Wasser abschlagen wollte.
Wichtig zur Pflege des Baumes ist, ihn Ruhepausen zur Erholung zu gönnen. Ausreichend Wasser und ab und zu ein wenig Vogelkac... äh, Dünger tun dem Bäumchen gut.
Falls es doch einmal eingehen sollte: Ein paar Seelenbäume in Reserve beugt der damit verbundenen Seelenpein vor. Auf dem Bild gut zu sehen sind auch meine Versuche Seelenkakteen zu züchten. Wenn mich mal einer in die Wüste schickt, werden sie mir dort gute Dienste leisten. Dessen bin ich mir sicher.
Sonntag, 14. Oktober 2012
+++Eilmeldung+++Eilmeldung+++
Der Extremirre ist gesprungen und heil am Boden angekommen. Aus 39 km Höhe, 3 höher als geplant, hat er bei seinem freien Fall, der schneller verlief als angenommen, die Schallmauer durchbrochen. In der Schaltzentrale der FDP knallen indes die Sektkorken. Der von ihnen mitfinanzierte Probelauf zur Bundestagswahl 2013 ist damit zufrieden stellend verlaufen. Dort ist man nun zuversichtlich, auch selbst den freien Fall aus großer Höhe durch die Schallm... äh 5% Hürde zu überstehen und heil im Keller anzukommen. Tusch!
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